Das Spiegeln des Wassers
Anika Miro
Das Spiegeln des Wassers
Kriminalroman
2023, 256 S., 20 €, ISBN: 978-3-89334-661-5
Anika Miro führt den Leser mit ihrem Kriminalroman in eine Welt, die die meisten Menschen noch nicht einmal vom Hörensagen kennen, geschweige denn als real erkennen und anerkennen.
In dichten und beklemmenden Sprachbildern führt sie ihre Protagonisten immer tiefer in die Welt des Fühlens und Einfühlens von absichtsvoll zugefügten Traumata und deren dissoziativen Folgen. Hierbei wechselt sie immer wieder den Blickwinkel zwischen Innen und Außen und den Betrachtern, durch deren Augen der Leser jeweils blickt.
Am Anfang steht der Tod eines Menschen. Der Tat werden Motive zugrunde gelegt, die es auszuleuchten gilt. Anika Miro beschreibt die verschiedenen Gesichter von Schuld und auswegloser Hoffnungslosigkeit. Am Ende steht ein Urteil – über seine Gerechtigkeit muss sich jeder Leser sein eigenes Urteil bilden. Existentielle und frühe Traumatisierungen hinterlassen lebenslange Spuren. Die Betroffenen tragen schwer an der Last ihrer Erinnerung, zusätzlich befördert durch die unselige Debattenkultur zum Thema extreme Gewalt und Dissoziation. Der Kriminalroman bietet eine intelligente Lösung – beschreibt er doch lediglich eine Fiktion, die Anleihen an einer Wirklichkeit beliebig machen kann.
„Der Kriminalroman als vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Trauma und Schuld erlaubt eine vielschichtige Ausleuchtung – fernab einfacher moralischer Konzepte von Gut und Böse. Wie ist eine Schuld zu bewerten, wie wird sie erlebt, wie kann sie getragen und ertragen werden? Wie kann es gelingen Opfern ein Gesicht zu geben, die sonst unsichtbar bleiben. Der Roman führt in eine Welt des Unvorstellbaren, von der man nicht will, dass es sie wirklich gibt. Wie blicken unterschiedliche Protagonisten auf eine Welt, in der Menschen absichtsvoll zerbrochen, abgerichtet und benutzt werden. Wie bleibt unsichtbar, was sichtbar kaum zu ertragen ist?“
(Dipl. Psych. Gabi Klaus, Psychologische Psychotherapeutin, Stuttgart)
„Die Autorin Anika Miro hat nicht nur einen spannenden Krimi mit „page turner Qualität“ geschrieben, in dem ein erfolgreicher Geschäftsmann auf zunächst rätselhafte Weise ums Leben kommt. Ihr gelingt gleichzeitig, die Innenwelt eines seit der Kindheit ausgebeuteten Opfers nachvollziehbar zu machen. Ihr Ringen um zumindest ein wenig Gerechtigkeit und das Sichtbarmachen unzähliger namenloser Opfer wird zu einer existentiellen Notwendigkeit. Folgerichtig geht es im Buch auch weniger um die Frage des „who done it?“, als um das hinter der Tat stehende Motiv. Wenn auch manche Abschnitte bis an die Grenzen des Erträglichen gehen, ist doch immer deutlich, dass den Lesenden nur so viel zugemutet wird, wie nötig, um zu erahnen, wie eine Kindheit und Jugend aussieht, in der Kinder teuer verkaufte Handelsware sind, umso wertvoller, je mehr man mit ihnen machen kann. Durch wiederholte kürzere Abschnitte aus der Innensicht, wird Einfühlung in das kaum Vorstellbare ermöglicht.“
(Dr. med. Katharina Drexler, Fachärztin für Psychotherapie und Psychosomatik, Köln)