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Heft 4-2016

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Themenschwerpunkt
Sexueller Kindesmissbrauch
(Hrsg. Claudia Igney)

Die Wellen der Erkenntnis
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und ihre gesellschaftliche Wahrnehmung
Abstract
Claudia Igney

Was bisher war, das reicht nicht – Eine kritische Einschätzung der bisherigen Forschung ­gegen sexualisierte Gewalt
Abstract
Thomas Schlingmann

Ist Schweigen Gold?
Sekundär-Viktimisierung bewältigen
Abstract
Astrid Mayer

Kindesmissbrauch im Leistungssport
Eine Fallerhebung über die (ver)heimlich(t)e Strukturgewalt eventisierter Elitebildung
Abstract
Thomas Schnitzler

Was hilft? Erfahrungen mit dem Fonds sexueller Missbrauch (Ergänzendes Hilfesystem)
Abstract
Regina Kalthegener, Angelika Oetken

Das Opferentschädigungsgesetz – eine gute Idee mit Reformbedarf
Abstract
Claudia Igney, Jacqueline Ehmke

Kindesmissbrauch aufarbeiten – Von der individuellen zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit einem verbreiteten Unrecht
Abstract
Maren Ruden, Jörg-Alexander Heinrich

Claudia Igney

Die Wellen der Erkenntnis – Sexuelle Gewalt gegen Kinder und ihre gesellschaftliche Wahrnehmung
Claudia Igney

Zusammenfassung

Die gesellschaftliche Wahrnehmung sexuellen Missbrauchs hat eine wechselvolle Geschichte. Seit Einführung des § 176 im Reichsstrafgesetzbuch 1871 gab es viele Gesetzesänderungen. Die Frauenbewegung, die Wissenschaft und die aktuelle Aufdeckung von sexueller Gewalt in kirchlichen und reformpädagogischen Einrichtungen haben ihre je eigenen Akzente in der gesellschaftlichen Diskussion gesetzt. Neben diesen historischen Betrachtungen wird aufgezeigt, was die Betroffenenperspektive, d. h. die organisierte Interessensvertretung gewaltbetroffener Menschen in die interdisziplinäre Diskussion einbringen kann, und was für die Zukunft der gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung zu fordern ist.

Schlüsselwörter
Sexueller Missbrauch, Gewalt, gesellschaftliche Wahrnehmung sexueller Gewalt, Aufarbeitung, Betroffenenbeteiligung

Increasing levels of awareness – the perception of sexual child abuse by society

Summary
The perception of sexual abuse by the society is historically full of changes. Since the introduction of the § 176 in 1871, that established it as a criminal act, there have been a lot of modifications of the law. Women’s liberation, science and the revelations of sexual abuse in clerical and pedagogical institutions put their own accents into the general discussion of the subject. Beside this reflection on historical facts, the article shows what the perspective of persons who were themselves exposed to sexual violence in their young age can bring into the different discussions, and what kind of general debates are required in the future.

Keywords
sexual abuse, violence, societal perception of sexual violence, participation of victims

Thomas Schlingmann

Was bisher war, das reicht nicht – Eine kritische Einschätzung der bisherigen Forschung ­gegen sexualisierte Gewalt
Thomas Schlingmann

Zusammenfassung

Forschung gegen sexualisierte Gewalt und Traumaforschung stehen bisher oftmals unverbunden nebeneinander. Zugleich gibt es in der Traumaforschung Grenzen, die aus der PTBS-Diagnose herrühren. Diese beiden Phänomene drücken sich auch in der derzeitig geförderten Forschung aus. Der Autor erörtert Ideen und Versuche, eine Reduzierung von Betroffenen sexualisierter Gewalt auf Forschungsobjekte zu überwinden und in einem gemeinsamen Forschungsprozess zu einem neuen Verhältnis von Wissenschaft, Betroffenen und Praxis zu kommen.

Schlüsselwörter
Forschung gegen sexualisierte Gewalt, Traumaforschung, Förderung, Partizipation, betroffenenkontrollierte Forschung

What has been so far, is not enough – A critical view on the past research against sexual violence

Summary
Research against sexual violence and trauma-research are often more or less unconnected. To add to this trauma-research has limitations which result from the PTSD-diagnosis. Both phenomena find their reflection in the research actually financed. The author discusses ideas and first attempts to overcome a reduction of survivors of sexual violence to objects of research towards a new relationship between scientists, practitioners and survivors in a common research.

Keywords
Forschung gegen sexualisierte Gewalt, Traumaforschung, Förderung, Partizipation, betroffenenkontrollierte Forschung

Astrid Mayer

Ist Schweigen Gold?
Sekundär-Viktimisierung bewältigen
Astrid Mayer

Zusammenfassung

Für viele Opfer sexueller Gewalt ist die sekundäre Viktimisierung, der sie sich aussetzen, wenn sie ihre Gewalterfahrung thematisieren, noch schlimmer als die Folgen des Primärtraumas. Sie werden mindestens mit negativen Grundeinstellungen Opfern gegenüber konfrontiert, sehr oft auch mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Mit diesen Symptomen dysfunktionaler sozialer Strukturen leben zu lernen, ebenso wie mit der Tatsache, dass die epidemischen Ausmaße sexueller Gewalt gesellschaftlich weiter verdrängt werden, ist wichtiger Teil des Heilungsprozesses.

Schlüsselwörter
Sekundäre Viktimisierung, sexueller Missbrauch Minderjähriger, Therapie Gewaltopfer, Opfer-Diskriminierung, Soziale Bedeutung sexueller Gewalt

Is silence golden? Coping with secondary victimization

Summary
Coping with the consequences of having been exposed to sexual violence as a child or teenager, means also to have to face societal attitudes and reactions towards victims. They very often lead to secondary victimization as soon as a victim begins to reflect its own role and is asking for change, and therefore for accountance and justice.
A successful therapy has to integrate a learning about how to live in a culture that very widely negates the epidemic character of sexual abuse and asks the victims not to disturb this negation. This essay describes (partly self experienced) forms of secondary victimization and gives hints for a better integration of this subject in therapies.

Keywords
secondary victimization, sexual child abuse, exclusion, therapy, social aspects of sexual violence

Thomas Schnitzler

Kindesmissbrauch im Leistungssport – Eine Fallerhebung über die (ver)heimlich(t)e Strukturgewalt eventisierter Elitebildung
Thomas Schnitzler

Zusammenfassung

Der Beitrag analysiert Strukturen des Leistungssports, die sexuellen und anderen Missbrauch begünstigen und die Aufdeckung erschweren. An vier Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie diese Mechanismen funktionierten und angemessene Konsequenzen bis heute ausblieben. Eine genaue Betrachtung des Systems und der Mechanismen kann helfen, Strategien für bessere Prävention, Intervention und Unterstützung der Betroffenen zu entwickeln.

Schlüsselwörter
Sexueller Missbrauch im Leistungssport, Elemente und Mechanismen struktureller Gewalt, Hilfe für Betroffene

Child Abuse in Competition Sports. A Case Study on the concealed Structural Violence of event oriented Elite Education


Summary
This article analyzes the structures of Competition Sports which encourage sexual and other unlawful harassment and complicate their detection. Four case studies show the proceedings of these mechanisms and that appropriate consequences have not been drawn until nowadays. Exact studies on the system and its mechanisms can help to develop strategies for better prevention, intervention and support for victims.

Keywords
Sexual harassment in competition sports, elements and mechanisms of structural violence, support for victims

Regina Kalthegener, Angelika Oetken

Was hilft? Erfahrungen mit dem Fonds sexueller Missbrauch (Ergänzendes Hilfesystem)
Regina Kalthegener, Angelika Oetken

Zusammenfassung

Der Runde Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ empfahl die Einrichtung eines ergänzenden Hilfesystems für alle, die in ihrer Kindheit bzw. Jugend sexuellen Missbrauch erlitten haben und noch heute an dessen Folgewirkungen leiden. In den mehr als 8000 Anträgen (Stand: Ende September 2016) stellen Betroffene dar, was aus ihrer Sicht zur Linderung der Folgen geeignet ist. Das Verfahren ist bewusst niedrigschwellig angelegt. In den Gremien der Clearingstelle beraten PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen, JuristInnen und BetroffenenvertreterInnen gleichberechtigt über die beantragten Hilfeleistungen. Im Beitrag werden der Fonds und Erkenntnisse aus dem Bewilligungsverfahren vorgestellt. Gefordert wird, dass solche Expertise Eingang findet in die derzeitige Neugestaltung des SGB 14 (Soziales Entschädigungsrecht).

Schlüsselwörter
Sexueller Missbrauch, Hilfe für Betroffene sexuellen Missbrauchs, Fonds sexueller Missbrauch, interdisziplinäre Entscheidungsgremien, Soziales Entschädigungsrecht

What helps? Experiences with the FSM (Sexual abuse Fund, complementary help system)

Summary
The round table „sexual child abuse“ recommended the institution of a complementary help system for people, who had been sexual abused in childhood or youth and suffer still today from its subsequent effects. In more than 8000 applications (state: At the end of September, 2016) affected persons explain what is suitable from their view to the relief of the secondary damages. The approach is consciously relatively simple. In the decisive committees psychotherapists, doctors, lawyers and affected person's representatives consult equally on the applied help. In the article the fund and realisations from the approval procedure are presented. It is demanded that such expert's assessment will be considered at the present reorganisation of the SGB 14 (Social compensation right).

Keywords
sexual abuse, help to affected persons of sexual abuse, sexual abuse funds, interdisciplinary decisive commitees, social compensation right

Claudia Igney, Jacqueline Ehmke

Das Opferentschädigungsgesetz – eine gute Idee mit Reformbedarf
Claudia Igney, Jacqueline Ehmke

Zusammenfassung

Das Opferentschädigungsgesetz ist seit 1976 in Kraft und sieht umfassende Leistungen für Gewaltopfer vor. Dennoch ist die Rechtspraxis unbefriedigend. Nur wenige erhalten über diesen Weg tatsächlich Hilfe. Das Verfahren hat hohe Hürden und ist nicht an den Bedürfnissen von gewaltbetroffenen Menschen ausgerichtet. Betroffene sexuellen Missbrauchs und anderer frühkindlicher, komplexer Traumatisierungen sind strukturell benachteiligt. Seit langem wird eine Reform gefordert. Die Erfahrungen aus der Beratungspraxis und den Selbsthilfe- bzw. betroffenenpolitischen Organisationen können bei der Reform einen wichtigen Beitrag leisten.

Schlüsselwörter
Opferentschädigungsgesetz, Hilfe für Gewaltopfer, Neues Soziales Entschädigungsrecht, Sexueller Missbrauch, Komplextrauma

The Crime Victims Compensation Act – a good idea needing reforms

Summary
The Crime Victims Compensation Act exists since 1976 and provides extensive benefits for victims of violence. But the way it is applied is unsatisfying. In fact, only few get help by its means. The proceeding involves a lot of obstacles and is not adapted to the needs of persons having been exposed to violence. Those concerned by sexual child abuse and other early and complex traumatizations are disadvantaged. Reforms have been claimed for since a long time. The experiences from help and mentoring organizations and of political organizations of victims can contribute greatly to a more effective reform.

Keywords
victim indemnity law, help for victims of violence, new social indemnity law, sexual abuse, complex traumata

Maren Ruden, Jörg-Alexander Heinrich

Kindesmissbrauch aufarbeiten – Von der individuellen zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit einem verbreiteten Unrecht
Maren Ruden, Jörg-Alexander Heinrich

Zusammenfassung

Aufarbeitung ist eine zentrale Angelegenheit, wenn es um sexuellen Kindesmissbrauch geht. Für viele Betroffene stellt sie eine lebenslange Herausforderung dar. Aber es gibt auch eine kollektive, gesamtgesellschaftliche Ebene. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Sexueller Kindesmissbrauch findet schon sehr lange statt, aber erst in den letzten Jahren wurde sie zu einem Projekt, an dem weite Teile der Gesellschaft beteiligt wurden und das so tiefer in das öffentliche Bewusstsein vorgedrungen ist als je zuvor. Trotzdem gibt es noch viel zu tun, denn der Prozess steht noch ganz am Anfang. Im Beitrag stellen zwei Betroffene, die über viel Erfahrung mit Aufarbeitung verfügen, ihre Sicht auf das Thema vor.

Schlüsselwörter
Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch, lebenslange Herausforderung, gesamtgesellschaftliche Ebene, öffentliches Bewusstsein, Betroffene

Working off child abuse – From the individual to the collective analysis of a common wrong

Summary
Working off is a central matter, if people put apart with child abuse, for many affected persons a livelong challenge. But there is also a collective, whole-social level. The discussion about the abuse phenomenon takes place already very long, but only during the last years it had become a project in which wide parts of the society got involved. The public consciousness has extended, more than ever before. Nevertheless, there is still a lot to do, because the process is standing completely at its beginning. In the article two affected persons who dispose of a lot of experience with processing present their view of the subject.

Keywords
working off child abuse, livelong challenge, whole-social level, public consciousness, affected persons

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