Themenschwerpunkt:
Biosemiotik in der psychosomatischen Medizin (Hrsg. Bering & Fischer)
Gottfried Fischer, Rosmarie Barwinski, Christiane Eichenberg, Adrian Fischer, Kurt Mosetter und Reiner Mosetter
Abstract
Beziehungsgestaltung – ein Zeichenprozess
Mechthilde Kütemeyer
Abstract
Die dissoziative Wunde – ein Erinnerungssyndrom seelischer Traumatisierung
Manfred Sauer, Sabine Emmerich, Helga Eggert von Peinen, Claudia Schumann und Walter Loth
Abstract
Beziehungsgestaltung – ein Zeichenprozess
Heidi Möller, Julia Aichbauer und Pia Andreatta
Abstract
Forschungsgestützte Aus- und Weiterbildung – ein Muss für die Universitäten
Gisela Zurek, Claudia Schedlich und Robert Bering
Abstract
Traumabasierte Psychoedukation für Betroffene von Terroranschlägen
Claudia Schedlich, Gisela Zurek, Michael Kamp und Robert Bering
Abstract
Adaptation der Zielgruppenorientierten Intervention für die mittel- und langfristige psychosoziale Unterstützung im Katastrophenfall
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Zur Biosemiotik unterbrochener kommunikativer Handlungen – auf dem Weg zu einer psychotraumatologisch fundierten Psychosomatik
Gottfried Fischer, Rosmarie Barwinski, Christiane Eichenberg, Adrian Fischer,
Kurt Mosetter und Reiner Mosetter
Zusammenfassung
Biosemiotik wird als Kategorie einer psychotraumatologisch fundierten Psychosomatik eingeführt und mit der Empfehlung einer semiotischen Wende im Nachdenken über psychosomatische Zusammenhänge verbunden. In der Psychosomatik sind Störungsbilder, die stärker von innen, durch einen intrapsychischen Konflikt zustande kommen, von solchen zu unterscheiden, die vorwiegend durch externale Faktoren, wie im Extremfall durch psychische Traumatisierung, entstehen. Der Psychologie der von innen heraus gehemmten Handlung, deren Pathodynamik in dieser Arbeit durch eine biosemiotische Fassung des psychoanalytischen Triebkonzepts erklärt wird, wird der durch äußere Faktoren unterbrochenen Handlung gegenübergestellt, welche im Kontext traumatischer Umwelteinflüsse entsteht (unterbrochene fight-, flight-, defense-Reaktion). Die Biosemiotik der unterbrochenen Handlung wird am Beispiel posttraumatischer Lähmungserscheinungen und nicht heilender Wunden verdeutlicht. Bei Lähmungserscheinungen, soweit sie überwiegend im Rahmen des pragmatischen Realitätsprinzips entstehen (sog. natural desasters), wird die unterbrochene Handlung ihrerseits zu einem Zeichen für Wiederaufnahme und Vollendung der Handlung. Semiotisch steht dabei die indexikalische Kodierung im Vordergrund. Bei Traumatisierung im Rahmen des kommunikativen Realitätsprinzips (men made desasters) entstehen somatoforme Symptome aus dem Versuch, die unterbrochene kommunikative Handlung wieder aufzunehmen und zu vollenden. An der Traumatherapie bei einer nicht heilenden Wunde wird verdeutlicht, dass die Therapie der unterbrochenen kommunikativen Handlung wesentlich im Stufenübergang von der ikonischen, über die indexikalische zur symbolischen Kodierung verläuft.
Schlüsselwörter
Biosemiotik; Psychosomatik; somatoforme Störungen; Psychotraumatologie; Handlungstheorie; Psychotherapie traumatischer Störungen
Biosemiotics of unterrupted communicative actions – a way to psychosomatics grounded in the discipline of psychotraumatology
Summary
Biosemiotics is introduced as a category within a psychosomatic theory being grounded in the discipline of psychotraumatology. For thinking about psycho-somatic interrelationships a semiotic turn is being suggested. The field of psychosomatics in general according to the authors should be divided into disorders generated by intrapsychic conflict on the one side and those mainly determined by external factors such as psychic traumatization on the other. Corresponding to this differentiation a psychology of inhibited action (from inside) is contrasted to a psychology of interrupted action (from outside), i.e. an interrupted fight, flight or defense reaction in a traumatogenic situation. By phenomena of posttraumatic palsy or wounds resistant to healing the biosemiotics of interrupted action is being exemplified. In phenomena of palsy arising from natural desasters the interrupted action becomes a sign for the action to be taken up again and finally completed. Somatoform symptoms in the context of men made desasters are being regarded as an attempt to complete the interrupted communicative action. By the example of traumatherapy with a patient suffering from a wound that was resistant to heal is being demonstrated that psychotherapy of interrupted communicative action essentially follows the steps of iconic, indexical and symbolic semiotics.
Keywords
biosemiotics; psychosomatics; somatoform disorders; psychotraumatology; theory of action; psychotherapy of traumatic disorders
Die dissoziative Wunde – ein Erinnerungssyndrom seelischer Traumatisierung
Mechthilde Kütemeyer
Zusammenfassung
Bei der Kooperation von Plastischer Chirurgie und Psychosomatik wurde das Phänomen der dissoziativen Wunde, einer spezifischen Form der Wundheilungsstörung, und deren psychotraumatische Genese entdeckt und systematisch erforscht. Die nicht heilende körperliche Wunde weist auf eine verborgene seelische Wunde hin. Paradoxe klinische Phänomene –
das Missverhältnis banaler Verletzung und drastisch offener Wunde, Öffnung und Vergrößerung der Wunde nach initialer Heilung, exzessive Wundsekretion ohne Infektionszeichen, fluktuierende Schmerzen und Schwellungen – werden als dissoziative Phänomene verständlich, das heißt als wiederholte verzweifelte Versuche des Körpers, die ‚unterbrochene Handlung’ der Enthüllung traumatischer Erfahrung zu Ende zu bringen. Eine rezeptive, wachsam beobachtende, zuhörende – erinnnerungsfördernde – Haltung des Arztes, des ganzen Personals, auch der Chirurgen, kann bei den Patienten einen befreienden Mitteilungsfluss in Gang bringen. Durch Erzählen und Verstandenwerden kommt eine Entsorgung pathogener, als Fremdkörper wirkender (Schuld-)Introjekte zustande, so dass die körperliche Wunde überflüssig wird und sich schließen kann.
Schlüsselwörter
Wundheilungsstörung; dissoziative Wunde; Erinnerungssyndrom; somatoforme Dissoziation; seelisches Trauma
The dissociative Wound – a memory syndrome of psychic traumatization
Summary
In the cooperation between plastic surgeons and psychosomatic experts the phenomenon of dissociative wound, a specific form of wound healing disturbance, and its psychotraumatic origin was found and investigated systematically. The non-healing physical wound indicates a concealed ‘emotional wound’. Paradoxical clinical signs – such as the discrepancy between the original banal injury and the obstinately open wound, the re-opening and enlargement of the wound after initial healing, excessive wound secretion without any signs of infection, fluctuating pain and swelling – can be understood as dissociative phenomena, that means as repetitive desperate attempts of the body to end the ‘interrupted action’ of revealing the traumatic experience. A receptive, observing, listening – memory promoting – stance taken by the doctor and the whole staff including the surgeons, can enable a healing narrative process for the wound patient. Talking and being understood can facilitate the disposal of pathogenous (guilt-) introjects that act as foreign bodies, thus the physical wound is not necessary any more and can close.
Keywords
Wound healing disturbance; dissociative wound; memory syndrom; somatoform dissociation; psychic trauma
Beziehungsgestaltung – ein Zeichenprozess
Manfred Sauer, Sabine Emmerich, Helga Eggert von Peinen, Claudia Schumann und Walter Loth
Zusammenfassung
In der Neurologie ist es üblich, Symptome einer neurologischen Störung als Folge eines Defektes im Gehirn zu sehen. Statt dieser traditionellen Sichtweise wird in der vorliegenden Arbeit die neurologische Störung als Ausdruck des unversehrt gebliebenen Teils des Gehirnes interpretiert. Für diese Sichtweise spricht, dass die neurologische Störung unter den Bedingungen einer spezifischen Beziehungsgestaltung annulliert werden kann. Dies wird an praktischen Beispielen –je ein Patient nach Schlaganfall, mit einer Epilepsie und nach einem Koma- ausgeführt und theoretisch erläutert.
Schlüsselwörter
Beziehung; Semiotik; Kunst; Schlaganfall; Schädel-Hirntrauma; Epilepsie
Structuring of a relationship –a Semiotic Process
Summary
symptoms of a neurological disorder are traditionally regarded as the result of brain damage. In contrast to the traditionally interpretation this report regards a neurological disorder as a communication from the undamaged part of the brain. This view offers the possibility that the neurological disorder can be annulled by appropriately structuring a relationship. This is described and theoretically explained by means of practical examples –patients after a stroke, with epilepsy and after a coma.
Keywords
relationship; semiotic; stroke; coma; epilepsy
Forschungsgestützte Aus- und Weiterbildung – ein Muss für die Universitäten
Heidi Möller, Julia Aichbauer und Pia Andreatta
Zusammenfassung
HochschulabsolventInnen können sich heute nicht mehr nur auf einmal an der Universität erworbenes Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten verlassen. Erworbene fachliche Qualifikationen müssen permanent und aufwendig angepasst werden. Die „Ware“ Weiterbildung fächert sich dabei immer weiter aus. Instrumente zur Evaluation und Qualitätssicherung von Weiterbildungsmaßnahmen, ein valides und praktikables Bildungscontrolling hingegen fehlen. In unserem Beitrag wird exemplarisch ein Instrumentenpool vorgestellt, mit dem das Institut für Kommunikation im Berufsleben und Psychotherapie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck eine von ihr angebotene Psychotherapieausbildung sowohl prozess- als auch outcome-orientiert durch Forschung begleitet.
Schlüsselwörter
entgrenzte Arbeitswelt; Aus- und Weiterbildungsforschung; lebenslanges Lernen; Psychotherapieausbildungsforschung
Researched-based Trainings – A Must Have For Universities
Summary
Today university graduates cannot only rely on their knowledge, abilities and skills once acquired at university. Expertise has to be adapted permanently and costly. The „product“ advanced training is getting more and more diverse. Instruments for evaluation and quality assurance of advanced training measures, valid and practicable controlling of education are missing, however. In this article we would like to introduce a pool of instruments, with which the Department for Communication in Professional Life and Psychotherapy at the Leopold-Franzens-University Innsbruck accompanies its psychotherapy training process-oriented as well as outcome-oriented.
Keywords
boundary expanded working environment; further education research; lifelong learning; psychotherapy training research
Traumabasierte Psychoedukation für Betroffene von Terroranschlägen
Gisela Zurek, Claudia Schedlich und Robert Bering
Zusammenfassung
Psychoedukation beinhaltet das Erarbeiten von krankheits- und behandlungsbezogenem Wissen bei Patienten mit psychiatrischen Störungsbildern, die den Behandlungserfolg einer Therapie verbessern kann. Auch im Rahmen von Prävention und Behandlung von Belastungsstörungen gewinnt die Psychoedukation einen immer höheren Stellenwert. Aus dem Konzept der Verlaufsbetrachtung von Belastungsstörungen leiten sich Implikationen für die traumabasierte Psychoedukation (TPE) ab. Als Baustein des Kriseninterventionskonzepts der Zielgruppenorientierten Intervention optimiert die Psychoedukation als risikounabhängiges Modul die Nachsorge von Opfern von Terrorattacken und deren Angehörigen.
Der Artikel stellt folgende Aspekte in den Mittelpunkt:
1. Kernelemente einer traumabasierten Psychoedukation in der psychosozialen Nachsorge für Betroffene von Terroranschlägen.
2. Unterschiede der TPE zur Psychoedukation bei anderen psychiatrischen Störungsbildern.
3. Implikationen für die methodische Vorgehensweise, um die Wirksamkeit einer TPE zu überprüfen.
Wir schlussfolgern, dass die TPE an spezifische Vorgehensweisen gebunden ist, da sich der Interventionszeitpunkt, die Interventionsart und die Zielsetzung im Vergleich zu anderen psychiatrischen Störungsbildern unterscheidet.
Schlüsselwörter
Psychoedukation; Posttraumatische Belastungsstörung; Opfer von Terrorattacken; Zielgruppenorientierte Intervention
Traumabased Psychoeducation for Victims of Terrorist attacks
Summary
Psychoeducation implicates working out the disease and treatment related knowledge with patients suffering from psychiatric diagnoses that can enhance the success of therapy. Within the scope of prevention and treatment of stress disorders, psychoeducation gains significants implications of a trauma-based psychoeducation (TPE) derive from the time course-consideration concept of stress disorders. As a module of the crisis intervention program, so called target group intervention program, psychoeducation optimises the aftercare of victims of terrorist attacks and their relatives as a risk-independent module.
The article involves:
1. Main elements of trauma-based psychoeducation in the psycho-social aftercare for victims of terrorist attacks
2. Major differences of TPE and well-known psychoeducation in the treatment of diseases
3. Consequences for the methodology to improve the effectiviness of TPE.
We conclude, that TPE is a specific approach because the time of intervention, type of intervention and the objectives differ from other psychiatric disorders.
Keywords
Psychoeducation; Posttraumatic Stress Disorder; Victims of Terrorist Attacks; Target Group Intervention Program
Adaptation der Zielgruppenorientierten Intervention für die mittel- und langfristige psychosoziale Unterstützung im Katastrophenfall
Claudia Schedlich, Gisela Zurek, Michael Kamp und Robert Bering
Zusammenfassung
In den letzten Jahrzehnten ist international eine deutliche Zunahme an Naturkatastrophen sowie an Großschadenslagen zu verzeichnen, die eine psychosoziale Nachsorge der Betroffenen erfordert. Hierbei sind wir auf Mindeststandards angewiesen, die den mittel- und langfristigen Prozessverlauf berücksichtigen und in den europäischen Kontext eingebettet sind. Der Beitrag bezieht sich auf Arbeitsschritte, die im Rahmen eines von der Europäischen Kommission geförderten Projektes „European Guideline for Targetgroup Oriented Psychosocial Aftercare in Cases of Disaster (EUTOPA)“ entwickelt wurden. In diesem Projekt stellt sich die zentrale Frage: Welche Kriseninterventionsmaßnahmen haben sich nach aktuellem Forschungsstand bewährt, das Risiko für eine psychische Folgestörung einzudämmen? Dieser Fragestellung nähern wir uns in drei Schritten: Zunächst tragen wir die Forschungsprojekte zusammen, die mit der Zielsetzung der internationalen Koordination und Leitlinienbestimmung von der europäischen Union auf den Weg gebracht worden sind. Im zweiten Schritt fragen wir uns, wie sich die Zielgruppenorientierte Intervention in diesen internationalen Forschungstand einbettet. Abschließend adaptieren wir die Konzeption an das Anforderungsprofil internationaler Großschadenslagen. Wir schlussfolgern, dass die Prozessorientierung und Identifizierung von Risikogruppen zielführend ist, effektive Kriseninterventionsprogramme auf den Weg zu bringen.
Schlüsselwörter
Großschadenslage; psychosoziale Nachsorge; Belastungsstörung; Risikofaktoren; Zielgruppenorientierte Intervention
Adaptation of the Target Group Intervention Programme for the middle and long term psychosocial aftercare in case of disaster
Summary
In the last decades catastrophes and big damage situations increased, which needs the development of crisis intervention programmes. However, we rely on a consensus of minimal standards on a pan –
European level that consider the middle and long term aftercare of the survivors. The article presents the agenda of „European Guideline for Target group Oriented Psychosocial Aftercare in Cases of Disaster (EUTOPA)“, which is supported by the European commission. The main question is: What kinds of crisis intervention programmes are sufficient to prevent stress response syndromes? In order to answer this question our article follows a three step approach. First, we summarize the recent projects that were conducted by the European Union to develop guidelines for psychosocial aftercare. Second, we take a look on how the Target Group Intervention Programme (TGIP) relates to the state of the art. Third, we take a look on which modifications are necessary to adapt the TGIP to disaster situations. We conclude that the identification of individual risk factors and the time course model are crucial to develop sufficient crisis intervention programmes.
Keywords
Disaster; psychosocial aftercare; stress response syndromes; risk factors; Target Group Intervention Programme
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